11. Dezember 2010
Vertreten von einem Anwalt aus Münster
Geschenkt! Neubürger bekommen von der Stadt Münster zwei DVD´s mit Folgen der ZDF-Krimiserie "Wilsberg". Diese Aktion dauert noch bis zum 30. Dezember 2010. Hat Kommissar Internet im Zug gelesen. In der "Bild-Zeitung". Daneben steht, dass Münster in einer "neuen Städte-Rangliste zur Wirtschaftskraft" Top sei, das Ruhrgebiet dagegen ein Flop.
Illustriert ist der Artikel mit einem nächtlichen Altstadt-Foto. Dort hat auch jener Anwalt seine Kanzlei, der am Freitag um 13.30 Uhr im Amtsgericht zu Münster einer Familienrichterin einen Schriftsatz in die Hand gedrückt hat. Damit will er verhindern, dass Kommissar Internet seine beiden Patenkinder vor der Taufe in der Spanischen Katholischen Mission kennenlernt.
Die Begründung hat Kommissar Internet sogleich als "Unverschämtheit" eingestuft. Mit einem gewissen zeitlichen Abstand ist "verstaubt" das bessere Wort. Denn dieser Anwalt schreibt auf Seite 2: "Das Umgangsrecht wird grundsätzlich hergeleitet aus Art. 6 GG als anerkanntem natürlichem Elternrecht. Ersichtlich ist Kommissar Internet nicht Elternteil der betroffenen Kinder. Unter keinem Gesichtspunkt kommt ein Verwandtschaftsverhältnis in Betracht. Dies kann sich auch nicht daraus ergeben, wenn Kommissar Internet Patenonkel der Kinder werden möchte. Eine Patenschaft, so es denn überhaupt dazu kommen sollte, begründet kein Verwandtschaftsverhältnis."
Wo lebt dieser Anwalt eigentlich? Außer in Münster...Im 19. Jahrhundert, als die Mutter sich noch züchtig um die drei K´s gekümmert hat, während der Vater hinausging ins feindliche Leben und abends die Herde bewachte, zu der auch eine Großmutter gehörte, die Weihnachten abgestaubt wurde und anschließend weiterstricken durfte?
Hat dieser Anwalt noch nie etwas von Patchwork-Familien gehört, von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und von Alleinerziehenden? Weiß dieser Anwalt nicht, dass heutzutage viele Großeltern mit ihren Enkeln bei Skype chatten und im Facebook Fotos miteinander austauschen?
Wann ist dieser Anwalt Fachanwalt für Familienrecht geworden? Bevor Frauen das Wahlrecht bekommen haben? Oder ist er wenigstens der Meinung, dass Frauen Wahlrecht haben sollten?
Der nächste Anwalts-Absatz beginnt so: "Übrigens ist auch nicht ansatzweise ersichtlich, welchen Gewinn die betroffenen Kinder durch Umgangskontakte mit Kommissar Internet haben sollten." Darüber wundert sich Kommissar Internet nicht. Wie soll für solch einen Anwalt überhaupt etwas ersichtlich sein? Der hat doch noch nicht einmal ansatzweise mitbekommen, dass der in Artikel 6 des Grundgesetzes definierte Begriff "Familie" heute anders definiert wird als vor 60 Jahren.
Flotte Frauen hat es damals aber auch schon gegeben. Zwischen Münster, das heute laut Studie Top ist, und dem Ruhrgebiet, das demnach aktuell ein Flop ist. Hörte Kommissar Internet mit, als er in einem Bus saß, der ihn zum Hauptbahnhof von Münster brachte. Hinter ihm war die Rede von einer "Tante Erna", die vor langer, langer Zeit Bonbons aus Gläsern verkaufte. Die kaufte sie in Dortmund. Deshalb fuhr sie mit dem Auto in gewissen zeitlichen Abständen nach Dortmund. Einen Führerschein hatte sie nicht. Im Krieg hatte ihr dafür die Zeit gefehlt, hieß es im Bus hinter Kommissar Internet, nach Kriegsende beherrschte sie das Autofahren bereits.
Zum Ranglisten-Erfolg der Stadt Münster hat Oberbürgermeister Markus Lewe (45, CDU) übrigens laut "Bild"-Zeitung gesagt: "Manchmal geht es hier vielleicht langsamer, dafür ist es auch stabiler..." Vielleicht glaubt deshalb jener Anwalt, der am Freitag im Amtsgericht zu Münster gewesen ist, dass wir immer noch das Grundgesetz-Jahr 1949 schreiben...
Joint-Kinder in Münster
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