2. Oktober 2010
Aktionen von Inter spannend - Interaktionen nicht
Der Himmel ist grau, der Herbst gekommen. Da sitzt Kommissar Internet gern zuhause, liest ein spannendes Buch und streichelt seinen neben ihm zusammengerollten Hund. Doch an diesem Nachmittag ist die Lektüre von Kommissar Internet nicht spannend. Fest steht: Dieses Gutachten aus dem Institut für forensische Psychologie wird nie ein Bestseller. Eigentlich schade.
So heißt auch der Leiter des Institutes. Doch das tut hier nichts zur kriminalistischen Sache. Eher schon: Analysiert wird eine kleine Familie in der Vorweihnachtszeit, die in diesem Gutachten allerdings nicht vorkommt. Kein Adventskranz, keine brennenden Kerzen. Dafür eines der beiden Kinder im Säuglingsalter bei einer Pflegemutter. Die auch noch besucht wird.
Dann die Mutter. Während der Bruder des gepflegten Babys mit einem Boddycar durch die Wohnung flitzt. Und das ziemlich wild, merkt die Gutachterin an und merkt sich auch: Einmal hat der Junge ein Spielzeughaus gerammt. Mit großer Wucht.
Nach zwei Stunden ist Kommissar Internet wieder aufgewacht. Seine schlaftrunkene Hand tastet nach dem Gutachten und schlägt es auf, wo die Interaktionen beginnen. Sogleich denkt Kommissar Internet an die Inter-Aktionen gegen Werder Bremen und an die drei Tore von Eto´o. Ob dieser Stürmer sich so schreibt oder etwas anders, ist so belanglos wie die gutachterlichen Beobachtungen.
Dafür angereist sind die Eltern. Ihren Sohn haben sie mitgebracht. Die Pflegemutter erscheint mit dem Säugling in Dortmund. Und schon erscheinen auf dem Papier: Ein Baby, das mal auf dem Boden liegt, dann in den Armen der Mutter, ein Junge, der Flüssiges mal trinkt, mal verschüttet, wenn er sich nicht gerade einmal wieder auf den Weg zur Tür macht. Und das bis Seite 62 des Gutachtens.
Dringend erforderlich ist nun ein Freiburger Persönlichkeitsinventar der Mutter und des Vaters. Bei diesem Selbsteinschätzungsverfahren schätzt sich der Vater richtig gut ein, die Mutter nicht. Hätte sich doch nur der Junge mit seinem Boddycar schon auf Seite 26 verfahren, könnte Kommissar Internet jetzt eine saftige Scheibe Käse aus dem Kühlschrank genießen und müsste nicht diesen trockenen Käse lesen.
Nun wird´s noch langweiliger: Die Gutachterin hat ein Telefon. Damit ruft sie an: eine Jugendamtsmitarbeiterin, eine Hebamme, eine Wohlfahrtsorganisation. Just in diesem Augenblick entrollt sich der Hund von Kommissar Internet und will vor die Tür. Wie immer wieder der Sohn der kleinen Familie beim Instituts-Besuch in Dortmund.
Der Junge durfte in der Vorweihnachtszeit nicht nach draußen, der Hund von Kommissar Internet an diesem grauen Herbsttag muss aber. Wie nicht nur der gelangweilte Kriminalist, sondern auch ein Gegengutachter festgestellt hat: Die Dortmunder Schilderungen sind "sich mehrfach wiederholend" und "ermüdend".
Aber dennoch die Basis für: Beide Kinder sind nicht mehr bei der Mutter. Obwohl das Oberlandesgericht Hamm in einem Ablehnungsbescheid für Prozesskostenhilfe sicher ist, dass diese Mutter ihre Kinder liebt. Während das Familiengericht von Münster dieser Mutter eine pathologisch übertriebene Ich-Bezogenheit vorwirft.
Pathologisch bedeutet "krankhaft", erfährt Kommissar Internet aus seinem Lexikon. Und schon wird dem erfahrenen Kriminalisten klar: Diese Mutter soll zur Minna gemacht werden. Denn: Seit wann sind krankhaft ich-bezogene Menschen dazu fähig, andere zu lieben?
Kommissar Internet liest auch dies: Neubeelterung
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