Samstag, 15. August 2020

D-Day als Lebensretter (II)

US-Luftbild: Der Hauptbahnhof von
Hannover am 1. Januar 1945.
Gefunden bei Wikipedia. 
Vorräte der Wehrmacht geplündert

Hannover erlebt am 9. Oktober 1943 den schwersten Luftangriff des Zweiten Weltkrieges. Das Leben in der Stadt kommt fast zum Erliegen. 

Mein Vater besucht mich 1991 in Hannover. Während er abwäscht, fängt er an zu erzählen. 

"Wusstest du, dass es unter dem Bahnhof in Hannover einen Bunker gibt?", fragt er mich. "Dort habe ich mal fest gesessen, alles lag in Schutt und Asche."

"Wie vor 10 Jahren, als du unsere Wohnung gesucht hast? Du hast mich von einer Telefonzelle aus angerufen. Ich habe dir gesagt, dass du am Moltkeplatz bist, also nur noch 200 Meter von unserer Wohnung entfernt."

Mein Vater wäscht weiter ab, denn dieses Thema ist ihm unangenehm. Als Beifahrer weiß ich, wenn mein Vater eine Weile geradeaus gefahren ist, muss er rechts abbiegen. Ob das nun richtig ist oder falsch. Wäre er die Podbielskistraße bis zum Ende gefahren und erst dann rechts abgebogen, hätte er unsere Wohnung mühelos gefunden. Aber wahrscheinlich wäre er auch auf der Ferdinand-Wallbrecht-Straße irgendwann rechts abgebogen und hätte sich erneut verfahren. 

Beim Abendessen kommt mein Vater auf den Zweiten Weltkrieg zurück. Im Mai 1944 wird einem Kameraden und ihm Heimaturlaub gewährt. Eine Woche. Die beiden schlagen sich mühsam bis Wilhelmshaven durch. Als sie ankommen, ist der Heimaturlaub schon fast wieder zu Ende. Die Rückkehr zu ihrer Einheit ist noch zeitraubender. Sie erwischen einen Zug, der die Reichswehr mit Verpflegung versorgen soll. Sie haben Hunger. Durst. Sie schlagen sich den Magen voll.  

Ich frage meinen Vater, warum er mir das erst jetzt erzählt. Seine Antwort: "Das habe ich noch nie jemandem erzählt."

D-Day (III) 

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