8. November 2008
Ehemalige Heimkinder müssen eine Sprache finden
"Ich fände es prima, wenn wir eine Sprache fänden für all das, was wir als Kinder erleben mussten", schreibt ein ehemaliges Heimkind in einem Forum. Der erste Eintrag stammt vom 10. September 2008. Seitdem erfahren immer mehr Ehemalige: "...und es gab es doch, das Heim Rübezahl in Holzen."
Holzen ist ein 700-Seelen-Dorf in der Samtgemeinde Eschershausen. Das Ortswappen zieren ein schwarzer, silbern gebördelter Dreiberg mit gekreuztem Hammer und Schlägel, darauf steht eine grüne Buche. Symbolisiert werden so der für Holzen wichtige Asphaltbergbau und die ebenso wichtige Landwirtschaft.
In der Landwirtschaft gearbeitet hat auch Herbert Schlotter, bevor er in den Bergbau wechselte. Der in Schlesien geborene 78-Jährige trat 1979 in die SPD ein und war von 1981 bis 2001 Bürgermeister des Ortes. Das kam so: "Man hat mich gefragt, und ich habe es gemacht." Kürzlich ist er wieder gefragt worden. Dieses Mal nicht von seinen Genossinnen und Genossen, dieses Mal von der Kripo aus Holzminden. "Das Gespräch hat einige Stunden gedauert", sagt er.
Dabei ging es um ein Kinderheim, das von 1955 bis 1972 auf dem Greitberg existierte. In der 320-seitigen Dorfchronik, die Herbert Schlotter mit anderen 2004 zum 1000-jährigen Bestehen von Holzen veröffentlicht hat, wurden dem Heim Rübezahl sechs Absätze gewidmet. Das ist erstaunlich wenig, denn die Geschichte dieses Lagers kann als spannend gelten. Etwas mehr erzählte der Chronist Detlef Creydt aus Holzminden im vierten Band von "Zwangsarbeit für Industrie und Rüstung im Hils 1943 bis 1945".
Wir erfahren: Anfang August 1944 baute die Hitlerjugend aus Eschershausen auf dem Greitberg ein Zeltlager auf. Untergebracht wurden dort Häftlinge, die auf den Wiesen Baracken errichteten. Später wurde das Lager eingezäunt und der Draht unter Starkstrom gesetzt. Fertig war das Zuchthauslager Holzen als Außenstelle von Hameln und Celle.
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